12.06.2015
"Pechvogel" führt weiter die Alpentour an
Auf der ersten Etappe brach er sich einen kleinen Finger, zog sich ein tiefes Cut unter dem Auge zu und kam mit blutigen Knien ins Ziel. Ja selbst sein eigenes Team wäre nicht böse gewesen, wenn ihr Mountainbike-Star Leonardo Paez w. o. gegeben hätte. Aber der kleine Kolumbianer ist ein zäher Hund, nahm die gestrige zweite Etappe auf das Hauser Kaibling in Angriff und verteidigte seine Gesamtführung gegenüber Sieger Roel Paulissen (Bel) um 16 Sekunden, der nun hinter Tony Longo auf dem gesamt dritten Platz liegt.
Ganz ohne Pech lief´s bei Paez freilich auch heute nicht ab: Einmal mehr fuhr der Tages-Sechste mit einem blutigen Knie über den Zielstrich. Im Gepäck, exakter in der Kette, hatte er mit einem Absperrband einen "blinden Passagier", der ihn auf der letzten Abfahrt noch zusätzlich behinderte.
Bei den Elite Damen wiederholte sich das gestrige Resultat: es gewann wieder einmal Sally Bigham (GBR) vor der Österreicherin Christina Kollmann. Damit führt die Britin mit einem Vorsprung von 8:01 Minuten. Die Neuseeländerin Kate Fluker wurde wieder dritte vor der Australierin Peta Mullens und der Belgierin Githa Michiels.
"Normale Helden"
Trotz allen Pechs hatte Paez noch viel Glück, wie der Name Mathijs Wansink beweist. Der Holländer stürzte auf der ersten Etappe so unglücklich, dass er bewusstlos wurde und seine Zunge verschluckte. Nur Dank der schnellen Hilfe der beiden holländischen Fahrer Saskia Dhont und Stan Coppens konnte ein Unglück vermieden werden, am späten Donnerstagabend gab Wansink aus dem Spital bereits Entwarnung. OK-Boss bedankte sich persönlich bei den beiden und lud sie für die nächstjährige Alpentour-Trophy ein. Auf die bangen Momente angesprochen, konnte Saskia keine Antwort geben, die Tränen liefen nur so über ihr Gesicht. Ganz "normale Helden" eben, die kein Rampenlicht brauchen.
Die Herren:
Roel Paulissen (Bel/1.): "Paez und Longo haben vom Start weg ziemlich gepusht, danach bin ich das Loch zugefahren. Vom Vorjahr habe ich gewusst, dass man als Führender in die letzte Abfahrt gehen muss. Es ist sich gerade noch ausgegangen, dass ich den Griechen Periklis überholt habe. Nach dem Sieg bin ich natürlich happy, aber es kommen noch zwei schwere Tage, die alles entscheiden."
Ilias Periklis (Gr./2.): "Ich habe einen echt miesen Start erwischt und musste dann eine Aufholjagd starten. Es hat mich gewundert, dass ich als Erster am Berg gewesen bin. Umso enttäuschter bin ich, dass ich meinen 20-Sekunden-Vorsprung nicht ins Ziel bringen konnte."
Daniel Geismayr (Ö/3.): "Eigentlich bin ich am Anstieg schon weit hinten gewesen, plötzlich wieder mittendrin. Eine tolle Etappe und ein tolles Ergebnis."
Urs Huber (Sz/4.): "Schneller Start, schnelles Rennen! Ich bin dann zwischendurch sogar alleine weggefahren und habe eine gute Minute Vorsprung gehabt. Gereicht hat´s leider nicht, auch wenn die Hitze kein Problem gewesen ist."
Alban Lakata (Ö/7.): "Ich habe sicher nicht meinen besten Tag erwischt, der Reifen ist auch nicht besonders gut gerollt, da bin ich bei der Wahl wohl zu vorsichtig gewesen. Die starke Leistung von Daniel Geismayr ist für mich keine besonders große Überraschung, ich weiß um sein Potenzial."
Sam Gaze (Nzl/32.): "Ich bin hart am Limit gefahren, aber es ist nicht genug gewesen."
Ben Oliver (Nzl/35.): "Mein Rennen ist mir gar nicht schlecht vorgekommen, aber wie die besten Fahrer da im Downhill hinunterfahren, kann ich eigentlich nicht glauben."
Markus Bauer (D/42.): "Ich bin richtig angefressen. Anfangs bin ich stabil in den Top-20 gewesen, aber dann hat mich ein Patschen gestoppt. Und vier Kilometer vorm Ziel ist mir noch ein Reifen kaputt geworden und ich bin auf der Felge, die jetzt natürlich hinüber ist, ins Ziel gerollt. Für mich ist Paulissen jetzt nicht nur hier der Favorit, sondern auch in zwei Wochen bei der WM in Italien."
Jon Schottler (US/50.): "Mir ist es zumindest besser als am Vortag gegangen, aber die Hitze war wieder mörderisch. Auch deshalb, weil du auf den ersten beiden Etappen viel Klettern musst. Und am Samstag wartet der Dachstein, da geht´s dann ja auch wieder auf 2800 Höhenmeter hinauf."
Die Damen:
Sally Bigham (Gb/1.): "Ich bin gar nicht voll ans Limit gegangen, mir ist´s wie am ersten Tag unheimlich gut gegangen. Ich habe die Hitze auch nicht groß gespürt und hoffe, dass ich meinen Vorsprung jetzt verteidigen kann."
Christina Kollmann (Ö/2.): "Für mich ist´s extrem heiß gewesen, ich musste wirklich ans Limit gehen. Der Anstieg aufs Hauser Kaibling war extrem zäh, am Berg hat mit Sally abgehängt. Sie ist im Moment nicht zu biegen."
Kate Fluker (Nzl/3.): "Wieder ein dritter Platz, das gefällt mir. Die Anstiege hier gefallen mir richtig, ich freue mich auf das Einzelzeitfahren am Sonntag, so etwas bin ich noch nie mitgefahren."
Peta Mullens (Aus/4.): „Unglaublich, wie kurz mir die heutige Etappe vorgekommen ist. Ich konnte es nicht fassen, als ich die letzte Abfahrt vor mir sah. Ein toller Tag, hat mir so richtig getaugt. Am Anfang bin ich mit Kate [Fluker] gefahren, das ging ganz gut. Es ist ihr erstes Etappenrennen, so tauschten wir ein paar Tipps aus. Morgen wird wieder härter.“
Resultat, 2. Etappe
(Hauser Kaibling, 56 Kilometer und 2000 Höhenmeter):
Herren:
1. Paulissen (Bel) 2:16:29,5
2. Periklis (Gr) +0:02
3. Geismayr (Ö) +0:03
Gesamt: 1. Paez (Col) 5:07:32, 2. Longo (It) +0:00:07, 3. Paulissen +0:00:16
Frauen:
1. Bigham (Gb) 2:40:38,2
2. Kollmann (Ö) +4:52
3. Fluker (Nzl) +6:37
Gesamt: 1. Bigham 6:07:56, 2. Kollmann +00:08:01, 3. Fluker +00:13:23
Pressphotos und Highlights zum Download nun auch auf dem Presseportal: